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Gemeinsam gegen einsam: Eltviller Zeitschenker und Zuhörbänke gehen an den Start
Eltville am Rhein. „Lasst uns gleich anfangen!“ schlägt einer der Teilnehmer nach Abschluss des Workshops zu den neuen Angeboten „Eltviller Zeitschenker und Zuhörbänke“ vor. Eine Idee, die von allen Ehrenamtlichen, die zukünftig auf Zuhörbänken in Eltville Passanten ein offenes Ohr schenken möchten, begeistert angenommen wird. Die frisch geschulten „Eltviller Zeitschenker“ sind ebenfalls direkt im Einsatz. Zwei Seniorinnen, die zu viel Zeit allein verbringen, freuen sich nun auf den wöchentlichen Besuch ihres Zeitschenkers.
Diese beiden neuen Angebote, getragen von ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern, konnte das Senioren- und EhrenamtsBüro der Stadt Eltville am Rhein vergangene Woche auf den Weg bringen. „Gemeinsam gegen einsam!“, so lautet das Ziel. „Dass sich so viele Freiwillige melden, die gemeinsam etwas gegen Einsamkeit tun möchten, zeigt, dass wir mit unseren beiden neuen Projekten genau richtig liegen“, sagt Bürgermeister Patrick Kunkel, der die Gäste an beiden Schulungstagen begrüßte. „In einer Zeit, in der viele mit eigenen Problemen beschäftigt sind, ist es nicht selbstverständlich, anderen freie Zeit zu schenken“, so Kunkel zu den Gästen, „und dafür sagen wir Ihnen Danke!“
Zwölf Interessierte waren der Einladung des Senioren- und EhrenamtsBüros zu den Schulungen gefolgt. „Unser Wunsch ist es, die Ehrenamtlichen auf ihre neuen Aufgaben vorzubereiten und sie für Themen zu sensibilisieren, die beide Programme mit sich bringen“, erklärt Andrea Derstroff, Leitung des Senioren- und EhrenamtsBüros.
Zuhörbänke ab jetzt in Eltville
Mit Alexandra Perl, Coach und visueller Geschichtenerzählerin der Initiative „ZUHÖREN DRAUSSEN“, die alle Neueinsteiger in aktivem Zuhören trainierte, verbrachten die Teilnehmenden kurzweilige Stunden mit vielen Aha-Erlebnissen. So staunte eine Teilnehmerin: „Ich dachte immer, ich wäre eine aufmerksame Zuhörerin. Toll, was ich heute Neues über gutes Zuhören erfahren und erleben konnte.“
Mitten im Alltag Raum für Menschlichkeit schaffen – das ist die Idee hinter ZUHÖREN.DRAUSSEN. Überall dort, wo man das orangefarbene Herz mit der Aufschrift „Ich höre dir zu“ sieht, sind Passantinnen und Passanten eingeladen, Platz zu nehmen und zu erzählen. „Noch ist das Projekt in der Startphase, wir möchten zunächst schauen, wo wir die besten Bänke finden“, erklärt eine zukünftige Zuhörerin. Sobald die ersten Termine feststehen, sind diese auf der Homepage der Stadt Eltville zu finden.
Zusätzlich werden ab August auf dem Eltviller Friedhof in Kooperation mit der Katholischen Region Wiesbaden-Rheingau-Taunus auf einer ausgewiesenen „Trostbank“ Trauerseelsorgerinnen und -seelsorger anzutreffen sein. Auch diese Termine finden Interessierte demnächst auf den Seiten des Bistum Limburg und der Stadt Eltville.
Die Eltviller Zeitschenker: Mit Patenschaften gegen Einsamkeit
Gleich zwei Referentinnen erwarteten die Gäste am zweiten Veranstaltungstag. „Typische Alterserkrankungen“ lautete der Titel des Workshops, den Waltraud Möhrlein am Vormittag anbot. Möhrlein, selbst als Vorsitzende des Vereins Miteinander-Füreinander, Nachbarschaftshilfe Taunusstein aktiv, sprach über Symptome und deren Auswirkungen von Bluthochdruck, Diabetes und anderen Beschwerden. „Viele Themen sind bekannt, dennoch habe ich heute viel Neues erfahren“, berichtet eine Teilnehmerin.
Zu ihrem Vortrag „Eltviller Zeitschenker – oder wie erreicht man die Unerreichbaren?“ begrüßte Andrea Derstroff die Gäste am Nachmittag. Sie packte Themen wie Alter(n) in Deutschland – Alter(n) in Eltville, Soziale Altenarbeit in der Kommune und die Ursachen und Folgen von Einsamkeit im Alter in ihren Bericht. Dabei warf sie unter anderem einen Blick auf die Gestaltung „altersfreundlicher Städte“ nach den Vorschlägen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und einen weiteren Blick auf all das, was Eltville im Mehrgenerationenhaus, dem Senioren- und EhrenamtsBüro und weiteren Fachbereiche der Stadtverwaltung anbietet.
„Wir möchten den Ehrenamtlichen, die nun als Brückenbauer zwischen der Verwaltung und den Bürgerinnen und Bürgern unterwegs sind, die Angebotsvielfalt in Eltville aufzeigen“, so Thomas Speth, Leiter des Amts für Soziales.
Die „Eltviller Zeitschenker“ begleiten ältere Menschen regelmäßig – ganz individuell und persönlich. Sie gehen gemeinsam spazieren, lesen aus der Zeitung vor, spielen Karten oder sind einfach da, wenn jemand zum Reden gebraucht wird. Dabei geht es nicht um pflegerische Betreuung oder eine Haushaltshilfe, sondern Einbindung und echte Begegnung. „Viele ältere Menschen haben keinen selbstverständlichen sozialen Anschluss und wenig Menschen zum Reden“, erklärt Andrea Derstroff. „Mit unseren Angeboten wollen wir ihnen Zeit und Raum schenken.“
Interessierte erhalten persönliche Beratung und Begleitung durch das Team des Senioren- und EhrenamtsBüros, telefonisch unter 06123-697-391 oder per E-Mail an Mail: seniorenbuero@eltville.de
Eltville am Rheinm 24. Juni 2025