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Saubere Rückhaltebecken, Bäche und Gräben spielen zentrale Rolle bei der Starkregenvorsorge


Eltville am Rhein. „Seit Herbst ist das Team der StadtWerke Eltville dabei, die städtischen Rückhaltebecken, Bäche und Gräben auf Vordermann zu bringen“, erklärt Bürgermeister Patrick Kunkel. Diese Maßnahme diene der Starkregenvorsorge und dem Schutz der Bürgerschaft, betont er.

Im Rückhaltebecken am Bachhöller Weg in Erbach und in der Nähe des neuen Friedhofs in Hattenheim mussten daher auch Bäume gefällt werden. „Bei zu starkem Baum- und Strauchbewuchs können die Rückhaltebecken ihre Funktion – das Aufnehmen von großen Wassermengen – nicht mehr erfüllen“, erklärt der Rathauschef, „dem müssen wir proaktiv entgegenwirken.“ Bange Erinnerungen an die Flutwelle von 1990 haben Bürgermeister Patrick Kunkel und Ortsvorsteherin Claudia Rohrmann. Damals kam es durch ein Sommergewitter zu Niederschlagsmengen von 45 l/ m². Die Schlamm- und Wassermengen konnten von der Verrohrung des Kisselbaches in der Ortslage Erbach nicht mehr gefasst werden – zwei Menschen wurden Opfer der Flutwelle, es entstand ein Sachschaden von mehreren Millionen Euro.

„Um derartige Tragödien in der Zukunft zu verhindern, ist es Pflicht und Aufgabe der Stadtverwaltung, die Rückhaltebecken funktionsfähig zu halten“, betont der Bürgermeister. „Mit den durchgeführten Baumfällarbeiten haben wir das Rückhaltebecken am Bachhöller Weg wieder Instand gesetzt“, pflichtet ihm der Betriebsleiter der StadtWerke, Stefan Seyffardt, bei. „Weiterhin sind wir auch im Rückhaltebecken Nassacker in Hattenheim aktiv geworden, pflegen den Baumbestand an den Bächen und sorgen dafür, dass die Entwässerungsgräben funktionsfähig sind.“ Neben der Entfernung von umgestürzten Bäumen und Totholz aus den Bächen gilt es, die Gräben zu pflegen.

„Wir sind bemüht, die Bürgerinnen und Bürger frühzeitig über solche Maßnahmen zu informieren und die Hintergründe zu erklären“, betonen Seyffardt und Kunkel.“ Alle Maßnahmen erfolgen zudem in Absprache mit dem Amt für Bodenmanagement, dem Regierungspräsidium und den unteren Naturschutz- und Wasserbehörden.

In einem nächsten Schritt werden die Rückhaltebecken von einer Fachfirma mit Drohnen abgeflogen, um das vorhandene Volumen zu erfassen. „Daraufhin müssen wir dann wahrscheinlich noch nacharbeiten, um das maximale Volumen rauszuholen“, erklärt Seyffardt.

Digitale Pegelstandsmessung

Eltville geht in Sachen Starkregenvorsorge noch einen Schritt weiter: Nach der Erstellung von Starkregenkarten für alle Stadtteile wird die digitale Erfassung und Überwachung der Pegel von Bächen und Rückhaltebecken in Angriff genommen. „Mittels sensorgesteuerter Pegelmessungen werden wir in der Lage sein, die Bürgerschaft im Katastrophenfall frühzeitig vorzuwarnen, etwa im Fall von kontrollierten Flutungen von Ortslagen“, erklärt der Rathauschef.

Das Projekt ist Teil des städtischen Klimaanpassungsprojektes und erfolgt in enger Zusammenarbeit mit dem Abwasserverband Oberer Rheingau und Fachingenieurbüros. „Es sind jedoch nicht nur die großen Maßnahmen, die für einen Wasserrückhalt und damit der Entlastung der Gräben und Bäche sorgen“, erklärt Stefan Seyffardt, „mittlerweile wurden in Feldlage 60 bis 70 dezentrale Versickerungsmulden angelegt, die neben einer Zwischenspeicherung von Niederschlägen für eine Versickerung des Wassers in den Boden und somit in das Grundwasser sorgen.“

Damit sollen nicht nur die Ortschaften am Fuße von Hanglagen bei Starkregenereignissen entlastet werden. Die Versickerungsmulden halten das Wasser dort, wo es gebraucht wird – im Weinberg. Die Idee der Anlage von kleinen Wasserhalteeinrichtungen wurde aus dem Eltviller Stadtwald übernommen, wo diese schon seit Jahrzehnten angewandte Praxis zur Starkregenvorsorge sind.

Eltville am Rhein, 29. Januar 2024