friedhöfe im wandel

„Das Bild unserer Friedhöfe verändert sich“


Eltville am Rhein. „Über einen Zeitraum von mehreren Jahren hat sich das Arbeiten auf den Friedhöfen gewandelt“, blickt Bürgermeister Patrick Kunkel zurück, „das Bild unserer Friedhöfe verändert sich in diesem Zuge.“ Die Stadt Eltville am Rhein hat im Jahr 2017 von heute auf morgen freiwillig auf den Einsatz des umstrittenen Pestizids Glyphosat verzichtet.

„Dies soll Mensch und Natur zugutekommen“, erklärt Kunkel, denn die Pestizide gelangen mit dem Regen in unser Grundwasser. Mit dieser Entscheidung standen die Friedhofsgärtner quasi über Nacht vor dem Problem, dass insgesamt sieben Friedhöfe in Eltville am Rhein – Hattenheim und Rauenthal haben jeweils noch einen alten Friedhof – mit Handarbeit gepflegt werden mussten. Mit der Anzahl der Beschäftigten war dies nicht leistbar.

Die Stadt hat in der Folge viel ausprobiert und unter anderem das Unkraut mit einem Heißwassergerät beseitigt. Neben der Tatsache, dass der Einsatz des Gerätes mit dem Verbrauch einer enormen Menge an Wasser verbunden war, „war die Pflege extrem aufwendig und auf Dauer nicht zu stemmen“, erklärt Friedhofsgärtner Matthias Bleul.

Insektensterben

In diesen sechs Jahren wurden aber auch die Herausforderungen überdeutlich, vor denen die Menschen stehen: „Nicht nur beeinflussen die Folgen des Klimawandels unser Leben, sondern wir nehmen gerade auf unseren Grünflächen sehr deutlich das Insektensterben wahr“, so Kunkel. Die Stadt Eltville war hier folglich durchaus auf dem richtigen Weg, auf den Einsatz von Pestiziden zu verzichten.

„Wir erkennen gerade, dass wir den Insekten mit Blühpflanzen, die wir früher als Unkraut beseitigt haben, ein überlebenswichtiges Nahrungsangebot machen können“, beschreibt der Verwaltungschef den Paradigmenwandel, der nicht nur auf den Friedhöfen greift. „Wir sehen diese Entwicklung auch in den Weinbergen, in denen heimische Blühpflanzen sprießen, weil auch dort vielerorts bewusst nicht mehr gespritzt wird.“

Anpassung an Klimawandel

Das Bild der Friedhöfe verändert sich und wird sich in den nächsten Jahren weiter wandeln. Die steril wirkenden vollkommen pflanzenfreien Wege werden solchen weichen, die auf natürliche Weise begrünt sind – z.B. mit Klee, Spitzwegerich und Löwenzahn. „Wir haben uns ganz bewusst dafür entschieden, die Friedhofswege von nun an nur noch zu mähen und ansonsten der Natur ihren Lauf zu lassen“, erklärt Friedhofsgärtner Bleul. Die Friedhöfe werden damit in den zunehmend heißen Sommern eine Oase für Bienen, Hummeln und Schmetterlinge und ebenso eine Oase der Ruhe und wohltuenden Abkühlung für die Menschen sein.

„Die großen Grünflächen unserer Friedhöfe tragen damit zu einer besseren Klimaanpassung für die gesamte Stadt bei“, wirbt Patrick Kunkel für das Verständnis der Bevölkerung für diese notwendigen Maßnahmen.

Eltville am Rhein, 8. November 2023